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Abschied

SEASONS IN THE SUN

Ein Morgen im Sommer 2020. Ich sitze an der Strandpromenade und höre die immer noch frische Single »Seasons in the Sun«, die der Kanadier Terry Jacks 1973 zu einem Welthit machte. »Seasons in the Sun« ist die englischsprachige Adaption des Chansons »Le moribond«, auf Deutsch: »Der Sterbende«.

MOIN NR. 5 · 2020

»Seasons in the sun« kling wie ein Sommerhit. Ist er aber nicht. Er erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der im Sterben liegt und sich von seinen engsten Freunden verabschiedet. Für mich, der in diesem Sommer innerhalb weniger Wochen gleich drei Freunde verabschieden musste, ist es kein melancholisches Sterbelied, sondern ein Welthit, den ich auf »meiner kleinen Insel« in vollen Zügen genieße, wie die frische, oft raue Luft auf Wangerooge.

Erst mein Skatbruder Wolfgang Maass, dann mein alter Fußballkumpel Hans-Günter Kuckelsberg, jetzt auch noch mein treuer Freund und Kollege Kurt Keil. Das Schicksal schlug erbarmungslos zu und hat nichts mit Corona zu tun. Erinnerungen sind geblieben. Schöne Erinnerungen. Feiern, Freude in der Nordsee. »Seasons in the sun« eben. Der sarkastische Refrain des Originals, der alle auffordert, sich zu freuen und es zu feiern, wenn er in die Grube geht, klingt aus dem Lautsprecher des »Diggers« wie eine Aufforderung. Nicht an den Tod, nicht an den Abschied in Wuppertal denken, sondern sich nur an die schönen gemeinsamen Erlebnisse erinnern.

ABSCHIED VON KUDDI

Gibt es etwas Schlimmeres, als über einen der besten Freunde und Kollegen einen Nachruf schreiben zu müssen? Über einen ausgezeichneten Fotografen, der seit den ersten Stunden der Bergischen Handballzeitschrift (1977) dabei war und den Fußball-Report seit 1983 mitgeprägt hat? Kurt Keil lebt seit dem 8.8.2020 nicht mehr. Er wurde von seinem schweren Leiden erlöst, ist in der Klinik in Barmen friedlich eingeschlafen.

Anfang dieses Corona-Jahres feierte der stets gut gelaunte Kurt Keil auf seiner Lieblingsinsel Wangerooge den Achtzigsten seiner geliebten Ehefrau Grete, besuchte die Familie seiner Tochter Martina in München und war voller Zuversicht. Doch schon vor seinem 80. Geburtstag im Juni 2020 wurde das intakte, familiäre und berufliche (»Mit 80 macht man die besten Fotos…«) Leben des »Meisters der Linse« durch seine Krankheit arg getrübt.

Kurt Keil verlor den Kampf gegen den Krebs, aber er verlor niemals seinen Humor und seine Liebe zur Sportfotografie. Die Erinnerungen bleiben. Unvergessen die Reisen in den Siebzigern zu den Bundesligaspielen, in den Neunzigern zu den Trainingslagern des WSV. Mit »Kuddel« bei den dritten Halbzeiten im Mittelpunkt, versteht sich.

Unvergessen auch die Diskussionen in den Dunkelkammern. Bei der Auswahl der ebenso aktuellen wie ausgezeichneten Fotos für die WZ und Osis Sportfachzeitschriften wurde viel gelacht. Wie bei den »feucht-fröhlichen Sichtungen« der Keil-Fotos für die Osenberg-Bücher. Das beste Werk gelang ihm selbst mit dem Buch über den ehemaligen Bundespräsidenten und Wuppertaler OB Johannes Rau. Mit Recht war KK stolz seine Foto-Ausstellungen.

Wir verlieren mit Kurt Keil einen treuen Freund und einen hervorragenden Kollegen. Wir trauern mit seiner Witwe Grete und seinen Töchtern Martina und Marion und werden unseren Kuddi niemals vergessen.

Übrigens hat sich Terry Jacks schon längst aus dem Musikbusiness zurückgezogen. »Seasons in the sun« war sein einziger Hit als Solostar. Mittlerweile arbeitet der Kanadier als Umweltaktivist und Dokumentarfilmer.

Text: MANFRED OSENBERG

Fotos: Archiv

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