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ORDNUNG

DIE FRAU AUS HANNOVER: SCHON REIF FÜR DIE INSEL?

Sie ist die erste Polizeibeamtin auf Wangerooge. Anfang September 2019 ist Anke Schlake auf die Insel gegangen. Nicht um ein paar Tage Sonne, Strand und Meer zu genießen, sondern um dort für Recht und Ordnung zu sorgen. Die 39-Jährige hat ihren Lebensmittelpunkt von Hannover nach Wangerooge verlegt und auf der dortigen Polizeistation ihren Dienst angetreten.

MOIN NR. 2 · 2020

Ich kann nicht in die nächsten zehn oder zwanzig Jahre schauen. Im Moment bin ich hier sehr glücklich. Ich bin hier sehr schnell angekommen und die Einwohner begegnen mir sehr aufgeschlossen und freundlich. Das macht Spaß und fühlt sich gut an«, antwortete die Polizistin auf die Frage, ob Wangerooge ihre neue Heimat sei. Nicht nur die wunderschöne Natur macht das Leben auf dem Eiland für Anke Schlake besonders; in ihren ersten Monaten hat ihr besonders gefallen, wie selbstverständlich die Insulaner sie als »Neue« aufgenommen haben.

Ihr neues Zuhause auf Wangerooge wurde schnell mehr als nur eine Adressänderung im Personalausweis: »Das Gefühl »die Neue« zu sein ist im positiven Sinne verflogen und ich fühle mich als Wangeroogerin.«

EIN ANDERES MITEINANDER

Doch warum hat sie sich überhaupt für die Nordseeinsel entschieden? Einsätze auf einem Eiland sind nicht neu für Anke Schlake: Schon vorher hat sie zweimal im Rahmen einer Sommerverstärkung auf einer Insel gearbeitet und das hat ihr sehr gut gefallen. Wangerooge kannte sie außerdem bereits von vielen Urlauben; als sie dann die Stellenausschreibung gesehen hat, musste sie nicht mehr lange überlegen.

Und sie wurde nicht enttäuscht: »Ich fühle mich hier einfach wohl, auch weil man merkt, dass das hier ein anderes Miteinander ist. Man merkt relativ schnell, dass einer alleine auf der Insel nichts ist. Es funktioniert hier nur, wenn viele zusammen wirken, zusammen arbeiten. Dieses Miteinander hat mich – neben der Natur, die ich hier sehr mag – total beeindruckt«, schildert Anke Schlake ihre ersten Eindrücke. Im Grunde hat sie die gleichen beruflichen Aufgaben wie andere Polizisten auf dem Festland. Allerdings in reduzierter Form, da es deutlich weniger Menschen auf der Insel gibt.

FRIEDE, FREUDE, WANGEROOGE?

Vom gehackten Computer über Nachbarschaftsstreitigkeiten bis hin zu Fragen, Hilfeleistungen, verlorenen oder geklauten Dingen – auch auf Wangerooge muss jemand nach Recht und Ordnung schauen. Als Laie vermutet man auf einer Insel eine sehr geringe Kriminalitätsrate – allein schon deswegen, weil Verbrecher einen deutlich erschwerten Fluchtweg haben. Schlake: »Es gibt sicherlich einige Delikte, die auf der Insel nicht so stark vertreten sind und das kommt mit Sicherheit auch durch die räumlichen Bedingungen, dass man nicht so leicht weg kommt. Und auch, weil man natürlich relativ schnell wiedererkannt wird. Ob die Kriminalitätsrate tatsächlich prozentual geringer ist, kann ich allerdings nicht sagen«, so Schlake.

Bis jetzt kam jedenfalls noch keine Langeweile auf und es gibt »keinerlei Gründe, diesen Schritt in welcher Form auch immer anzuzweifeln«. Der Polizeiberuf beinhaltet schließlich nicht nur die Verkehrskontrolle oder eine Strafanzeige, die gerade reinkommt. Polizeiarbeit ist sehr vielfältig. Sie hat auch viel mit Zwischenmenschlichem zu tun, was hier auf der Insel ein ganz großer Schwerpunkt ist. Und es gehört ja auch noch einiges an Organisation oder Präventionsarbeit dazu. Das, was sonst eine ganze Dienststelle am Festland bearbeitet, fällt auf Wangerooge auf eine oder zwei Personen.

Auch Abseits ihrer Arbeit bietet Wangerooge der 39-Jährigen viele Möglichkeiten – vor allem in den Sommermonaten: »Es gibt einen Sportverein und Möglichkeiten, sich mit Freunden zu treffen, einen Kaffee zu trinken, soziale Kontakte zu pflegen. Ich mache gerne Sport, ich laufe auch mal gern um den Inselwesten.«

Noch kennt sie nicht alle Insulaner persönlich. »Ich kann mir vorstellen, dass man irgendwann ziemlich viele kennt. Ob man wirklich alle kennt, glaube ich nicht. So ein paar Gesichter, die einfach auf die Insel gehören, kennt man aber natürlich«, so ­Schlake.

Bisher vermisst Anke Schlake auf ihrer »neuen« Insel nichts: »Ich kann hier alles machen und alles andere, was ich auf dem Festland machen müsste, das bedarf einer etwas anderen Planung, aber man muss sich halt einfach anders organisieren.«

Text: Manfred Osenberg

Fotos: Privat

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